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Bestätigen statt Korrigieren – Wie wir Lernen wirklich fördern

  • Writer: Johannes Hauser
    Johannes Hauser
  • Jun 1
  • 2 min read

In meiner langjährigen Arbeit als Pädagoge und Schlagzeuglehrer habe ich mit mehr als hundert Schüler:innen gearbeitet – von Kindern bis zu Erwachsenen, vom Anfänger bis zum Semi-Profi. Eine Frage begleitet mich seit Jahren:

Was motiviert Menschen mehr – die Bestätigung ihrer Stärken oder die gezielte Korrektur ihrer Schwächen?

Ist es das Aufzeigen von Fehlern, das uns wachsen lässt – oder die Erfahrung, in unseren Versuchen gesehen und bestärkt zu werden?

Frau liest Buch

Was ich über die Jahre beobachten durfte: Bestätigung ist kein Schönreden – sie ist ein psychologischer Nährboden. Menschen blühen auf, wenn sie erleben, dass ihr Mühen gesehen wird. Dass sie auch dann bestätigt werden, wenn etwas noch nicht „richtig“ oder „fertig“ ist. Gerade in Lernprozessen ist diese Form von Rückmeldung – im Sinne der Positiven Psychologie würde man von „Flowering“ sprechen – ein Schlüssel für Motivation, Resilienz und Durchhaltevermögen („Flowering" ist das bewusste Stärken von Stärken oder Ressourcen).


Ich gebe in meinem Unterricht und Beratung viel Feedback. Aber nicht in Form von ständiger Korrektur, sondern durch gezieltes, echtes Lob für den Weg, für das Dranbleiben, für den Mut zur Unvollkommenheit. Fehler gehören für mich selbstverständlich dazu.

Ich gehe nur dann explizit auf sie ein, wenn sie entscheidend für den weiteren Fortschritt sind – etwa bei technischen Übungen, bei denen ein bestimmter Ablauf wichtig ist. In allen anderen Fällen versuche ich, Fehler als natürlichen Teil des Erkundungsprozesses stehenzulassen und ihn nicht durch mein Kommentar zu "verstärken".


Psychologischer Exkurs: Operantes Lernen


In der Lernpsychologie spricht man beim Verstärken von Verhalten vom operanten Konditionieren. Was häufig vergessen wird: Verhalten, das verstärkt wird, tritt häufiger auf. Wenn ich als Lehrkraft positives Verhalten – z.B. Einsatz, Dranbleiben, kreative Lösungsversuche – gezielt bestätige, erhöhe ich die Wahrscheinlichkeit, dass genau dieses Verhalten wieder gezeigt wird. Wenn ich nur korrigiere, erhöhe ich die Angst Fehler zu machen und limitiere den Raum sich „unvollständig“ zu zeigen. Das kann zu einem belastenden Zustand werden, da neues Lernen nur durch Fehler möglich ist.


Fazit:

Lernen braucht mehr Ermutigung und weniger Korrektur. Am Ende des Tages wünsche wir uns alle doch jemanden der sagt: Wird schon! Mach weiter so!

 
 
 

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